Der wilde Garten und die kleinen Entchen
- annabentele
- 9. Aug. 2022
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Nov. 2022
Neulich im wilden Garten sind doch tatsächlich fünf wirklich ganz reizende Küken aus den Eiern unserer Pommern-Mischlingsenten geschlüpft. Eine der Mütter saß unglaubliche vier Wochen auf dem großen Gelege. Es wurde herzlich geeifert, wann und auch ob aus den Eiern der Nachwuchs schlüpft. Nun ist es unter den Enten reichlich lebhaft. Die Küken werden von ihrer bezaubernden Brüterin gut betreut. Und der Vater? Sorgt mal wieder für Nachschub.

Gut behütet durch die Fürsorge der wachsamen Mutterente schwimmen die fünf Entenkinder im Wasser. Im Hintergrund der Erpel. Ein wirklich bezaubernder Anblick.
Sie geben ja wirklich ein echt drolliges Bild ab, die fünf Dunenjungen oder Pulli, so wie man Küken der Wasservögel in ihrem ersten Federkleid auch gerne mal nennt. Gut geführt und umsorgt von der brütenden Mutter -wir haben genau zwei Weibchen, von denen sich nur die eine ab Gelege um den Entennachwuchs kümmert- bietet uns die kleine Familie täglich einen einzigartig, ulkigen Eindruck.
Ein Entchen kommt selten allein
Die Neuankömmlinge
Alles begann mit einem tragischen Ereignis. Ein Überfall auf die Enten war passiert. Ein Rauptierangriff und schon war am nächsten Morgen nur noch eine Ente übrig. Das durfte so natürlich nicht bleiben. Das arme Ding war alleine und völlig verstört. Rastlos quakend rief sie fast ununterbrochen nach den zwei Verschwundenen. Noch am selben Tag fuhren Lukas und ich nach Kördorf, einem kleinen Ort in der Nähe von Limburg. Unser Ziel: Ein Pferdehof mit Geflügelhobbyzucht. Hier wollten wir uns ein Entenpaar aussuchen. Handzahm sollten sie sein.
So kamen wir also an am Amselhof in Kördorf. Mit einem Pappkarton bewaffnet wurden wir sogleich freundlich in Empfang genommen. Der Weg zum Entenstall war nicht weit und die Auswahl? Schnell getroffen. Ein Cayuga-Pommernentenpaar. Zwei bildschöne Tiere, wobei man vor allem dem Erpel mit seinem schillernd grünblauem Kopf und Hals auf ansonst graubraunem Körper, die Verwandtschaft zur Cayuga (Bild 1) ansah. Die Ente, von eher dunkler Erscheinung, glänzete eher bescheidener mit einem dunkelgrünen Kopf und weißschwarz-geschecktem Körper.
So handzahm wie sie waren, so schnell waren sie auch verpakt. Noch vorsichtshalber einen Streifen Panzerband draufgeklebt und ab in den Kofferraum ging es mit den beiden. Kleiner Geldwechsel. Los ging die Heimfahrt.

BILD 1: Die Cayuga-Ente ist eine robuste Rasse, deren Name und Herkunft auf den Cayuga-See westlich der amerikanischen Großstadt New York zurückgeht.

BILD 2: Die Pommernente ist die älteste Landentenrasse Deutschlands mit typischem weißen Brustlatz auf blaugrauem oder schwarzgrünem Gefieder.
In ihrem neuen Zuhause angekommen, ging es nun ums Kennenlernen. Die stückweise Eingliederung startete also zunächst einmal mit einer eher verärgerten Pommernente, die scheinbar klarmachen wollte wem das Stück Land hier eigentlich gehört. Und was wollt ihr jetzt eigentlich hier?! Es folgte eine Zeit des Vermeidens, bei der die beiden Parteien bestrebt waren sich möglichst aus dem Weg zu gehen. Bis es letztendlich mittels menschlicher Hilfe im Ententeich zur Einigung kam. Einem befangen plantschen folgte sogleich die Kopulation durch den Erpel. Make Love not War, Baby. Und damit schien die traute Dreisamkeit geboren.
Der Nachwuchs
Nun da die drei Enten prima miteinander zurecht kamen, hatten sie schon bald genug Eier produziert um sie in einem prachtvollen Gelege zu sammeln. 9 Eier an der Zahl und eine bestrebte Ente ergaben nach 4 Wochen Brutzeit 5 gesunde, muntere Entchen. Ein Potential für zahlreiche Geschichten mit vielen lustigen Momenten kehrte von nun an bei uns ein.
Entdeckt wurden sie eines Abends von Lukas, während seiner üblichen Geflügelabendroutine. Gemäß unserer Erfahrung mit Hühnereiern, gingen wir zunächst davon aus, dass auch die Enteneier nach drei Wochen Brutzeit schlüpfen dürften. Käsekuchen! Es dauerte tatsächlich länger. Eingetragen im Kalender, saßen auch wir auf rohen Eiern und konnten es kaum erwarten bis es soweit war... . Bis der Moment kam.
So entdeckte Lukas also an jenem Abend als er den Stall schloss, dass unsere drei Enten nun nicht mehr alleine waren. Sie hatten Zuwachs bekommen. Zu Beginn noch vier, erhöhte sich die Zahl auf fünf Küken am Folgetag.
Die Entchen und der wilde Garten
Der tägliche Irrsinn
Jeder kennt den Irrsinn im Alltäglichen. Er versteckt sich in unserer Routine, während wir den Wocheneinkauf erledigen, die Wäsche waschen, an einer roten Ampel warten oder ganz einfach bloß unsere Tiere versorgen. Morgens kommt das Geflügel raus und Abends sorgt man dafür es wieder sicher in den Stall zu bringen. Klappe auf Klappe zu. Enten raus Enten rein. Wie sah er nun bei Familie Ente aus? Nun ja, am Anfang noch ein wenig unroutiniert.
Zu allererst einmal sollte man wissen, dass nicht jedes Jungtier von vornherein mit der Technik menschlicher Baukünste zurecht kommt. Man bleibt stecken, kommt nicht mehr raus oder gar nicht erst rein. Punkt eins auf der Tagesordnung galt somit also uns.
Wie machen wir Teich und Stall für unsere Dunenjungen barrierefrei?
Am Stall Zappelnd strampelte das unglücksellige Entlein vor sich hin. Es steckte kopfüber im Spalt zwischen Rampe und Stall. Eigentlich wollte es wie der Rest der Familie im sicheren Inneren verschwinden, doch stattdessen purzelte es nach dem steilen Aufstieg zu guter Letzt noch in den Türspalt. Hilfe bekam es natürlich schnell. Die Korrektur erfolgte auf dem Fuße. Ein langes Holzbrett flacht nun die Steigung ab und erleichtert nicht nur den Zugang zum Stall, sondern deckt jetzt auch den blöden Spalt ab.

Nun da ein Brett davor liegt hat es der Entennachwuchs leichter in und aus den Stall zu kommen. Kein schwerer Anstieg. Kein Steckenbleiben.
Am Teich
Rein ins Wasser kommen sie ja leicht. Wie? Das war erstmal noch ein Rätsel. Aufklärung verschaffte uns letzlich eine Videoaufnahme. Ah ha! Sie springen vom Rand aus ins Wasser. Raus kommen sie so leicht aber nimmer mehr. Der Rand ist für so kleines Junggeflügel noch zu steil. Da hilft auch kein noch so beherzter Sprung. Ja, man macht sich fast Sorgen, es könnte sich mal eines zwischen den Steinen verkeilen. Die Lösung? Auch hier ein Brett, welches einen flachen Zugang zum Wasser bietet. Rausgeführt werden sie dann wieder von einer pflichtbewussten Mutterente.

Der Ausstieg ist jetzt ein echter Klacks. Gedankt sei es dem Brett, welches einen flachen Zugang zum heißgeliebten Wasser schafft.
Zum Equipment unseres wilden Gartens, müsst ihr wissen, gehören auch zwei ausgewachsene Katzen, Felis catus, für alle die etwas dazulernen möchten. Wie viele wahrscheinlich wissen, hat es oft einen tragischen Ausgang, wenn man Vögel und Katzen mischt. Punkt zwei auf der Tagesordnung galt nun also diesem uralten Problem.
Wie verhindere ich das unsere Hauskatzen den Entennachwuchs fressen?
Gerade noch am Anfang herrschte eine rege Aufregung. Es war noch längst nicht aus allen Eiern ein Küken geschlüpft. Zum Teil gab es Schlupfversuche. Eier waren angebrochen und dann plötzlich weg. Die ein oder andere Katze wurde am Gehege gesichtet. Man hörte ein piepsen, wie von Küken, an Orten wo sie gar nicht hätten von alleine hinkommen können. Auf einmal war die Besorgnis groß.
Die schnellste und einfachste Lösung? Die Katzen bleiben im Keller, denn der große Keller bietet vorübergehend viel Platz für die Stubentiger.
Trotzalledem kann man von großem Glück reden, dass die fünf Entenkinder eine veradmmt sorgsame Mutter haben. Denn wo auch immer jemand den Kleinen zu sehr auf die Pelle rückt. Mutti ist sofort zur Stelle.
Ach so, da war doch noch was... . Was ist eigentlich mit den vier restlichen Eiern passiert? Hier sind die Küken leider schon im Ei verendet. Der Kampf ums Überleben beginnt schon in der Schale.
"Ich brüte einfach nochmal.."
Dachte sich die Cayuga-Mischlingsente und baute noch ein Nest. Dort hinein legt sie vier Eier. Weiter kam sie erst gar nicht. Wir haben es gefunden und ihr die Eier geklaut.
Bei unserer Entenfamilie wirkt es fast ein bisschen so, also ob hier eine klare Aufgabenverteilung herrscht. Während sich die einen vehement reproduzieren, entscheidet sich diese eine Ente die Früchte zur Reife zu bringen. Na gut, dann brüte ich sie halt aus und kümmere mich gleichzeitig noch um die Jungtiere. Puh. Ganz schön anstrengend, hmm. Daraus entsand ein äußerst hartnäckiger Plan mit einem zweiten Nest im Unterholz gleich rechts neben dem Teich.

Da ist es wieder. Ein neues noch eierloses Nest, gebaut aus trockenem Gras, Astwerk und Blättern. Es liegt gut versteckt im Gebüsch gleich neben dem Ententeich.
Gefunden wurde der zweite Brutplatz ganz nebenbei während unserer Abendroutine. Es dämmerte mal wieder. Im Wasser piepten noch die Küken und im Gebüsch nebenan quakte eine Ente. Es war das verantwortungsbewusste Muttertier, bereit die nächste Runde auszubrüten. Es sollte nicht bei dieser bleiben... . Erst gestern habe ich ihr wieder vier Eier geklaut und das Nest zerstört. Wieso, fragt ihr Euch? Na weil sie erstmal ihre fünf Küken durchbringen soll. Um die kümmert sich ja sonst niemand. Außerdem könnt ihr nicht draußen übernachten. Dort lauern Raubtiere. Eier hin oder her.
Fortsetzung folgt ...
Völlig aus dem Zusammenhang-Galerie

Die Familie ist komplett. Links schwimmt die jetzt nicht mehr einsame Pommernente und nimmt sogleich ein Bad. Gefiederreinigung gehört auch bei Enten zur Tagesroutine. Rechts seht Ihr das fürsorgliche Muttertier mit einem wachsamen Blick in Richtung Fotograph

Hier nochmal die Küken, weil sie so putzig sind. Fünf sind es an der Zahl, jedoch völlig unterschiedlich im Gefieder. Nur einem meint man seine Verwandtschaft zur unseren alten Pommernente ansehen zu können. Seht Ihr es auch?
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