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Wie man Wühlmausbabys rettet

Aktualisiert: 4. Nov. 2022

Auf meinem Heimweg per Fahrrad begenete mir neulich ein besonders dicker Käfer. Zu meinem Erstaunen war es gar kein Gliederfüßer, sondern zwei hilflose pelzige Winzlinge: Zwei Wühlmauswelpen. Einmal auf der Hand und zusammengekuschelt bot sich ein solch drolliger Anblick, dass ein Zurücksetzten der kleinen Mäuse nicht mehr in Frage kam. Nun, was macht an also mit zwei Babys?

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Wieder beisammen spendet die rießige Menschenhand Wärme und Geborgenheit. Da dachte man doch gleich hier müssten irgendwo Zitze sein.


Wühlmauswelpen brauchen in der ersten Zeit ganz viel Wärme. Einweghandschuhe und warmes Leitungswasser sind ein schneller und einfacher Weg für die notwendige Erstversorgung. Auch Flüssigkeit und Nahrung sind von großer Bedeutung. Haben wir es bei den kleinen Wühlern noch mit Säuglingen zu tun, ist man mit der passenden Aufzuchtmilch bestens beraten.
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Doch kein besonders dicker Käfer


Es war ein warmer Freitag Abend als ich mit meinem Fahrrad auf dem Heimweg war. Nur noch ein paar hundert Meter von Zuhause entfernt. Am Wegesrand krabbelte etwas - Was für ein besonders dicker Käfer ist das denn ? - fragte ich mich. Meine Neugierde war geweckt und ich näherte mich dem interessanten Tierchen. Fasziniert stellte ich ziemlich schnell fest - Das ist doch kein besonders dicker Käfer. - Nein, es ist ein verwirrt umherwusselndes Mäusebaby und die kleine Kreatur überschlug sich mehrmals, ja, sie wirkte ziemlich mitgenommen. Irgendetwas muss hier passiert sein. Kleine Mäuse sind ganz bestimmt noch nicht in diesem Alter, so ganz mutterseelen allein, außerhalb ihres Nestes unterwegs. Nun ja, ganz allein war sie dann doch nicht. Einen halben Meter weiter links krabbelte ein zweites kleines Mäuschen. Geschwister also. Vorsichtig griff ich nach dem ersten Baby, nicht sicher ob es nicht doch schon weit genug entwickelt war um mich zu beißen. Ängstlich wusselte der kleine Säuger auf meiner Hand herum. Absolut verständlich. Wer bekäm in einer riesigen fleischigen Klaue denn keine Angst? Das Geschwistermäuschen durfte nicht vergessen werden. Ein Stück weiter links hatte es sich so gut es konnte in einem Grasbüschel vergraben. Niedlich. Behutsam grub ich das kleine Tierchen aus und setzte es zu der andern Maus auf meiner Hand. Sofort entspannte sich die Lage.


Da lagen sie nun die beiden Babys. Zusammengekuschelt und sich gegenseitig wärmend. Was mache ich nun? Zurücksetzten kann ich euch leider nicht mehr. Das bringe ich nicht übers Herz. Es wäre euer sicherer Tod. Ein Weile suchte ich noch nach Indizien für ein Mäuseloch. Keine Chance. Wo seid ihr bloß hergekommen? Wieder dieser Gedanke. Es wirkte ganz so als wären die Kleinen durch irgendein katastrophales Ereignis unfreiwillig an die Luft geraten. War hier ein Raubtier beteiligt gewesen oder zeigte sich hier bloß wieder der Mensch als schlechter Nachbar? Was soll ich tun?


Glücklicherweise würde ich an diesem Abend noch Besuch von meinem Freund Lukas bekommen. Mein Fahrrad hatte ich bereits nach Hause geschoben als er mich ein wenig später mit dem Motorrad erreichte. Noch bevor er überhaupt absteigen konnte zeigte ich meinem Freund die unglückseligen Zwerge. Diese hatten bereits, gut aufgewärmt wie sie waren, begonnen an meiner Hand zu saugen. Ihr seid also noch Säuglinge. Nach einiger Zeit des hin und her überlegens und entsprechender Recherche kam dann der Entschluss. Wie bringen den Mäusenachwuchs zu einer Wildtierrettungsstation.


So rettet man Wühlmausbabys

Die notwendige Erstversorgung

Mittlerweile nährten wir uns schon neun Uhr an und die Mäuse mussten langsam mal von der Hand runter. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sie jede Menge unliebsam krabbelnde Biester auf sich beherbergten. Milben und Flöhe. Wen juckt das nicht? Nach einem weniger erfolgreichen Anruf, suchte Lukas nun mit den Babys auf seiner Hand nach weiteren Päppelstationen, während ich den Zwergen einen Karton zurecht machte. Hobelspäne und Küchenrollentücher bildeten das Nest und eine Rotlichtlampe diente zunächst als Wärmequelle.


Das Internet ist schon ein ziemlich kluges und nützliches Ding. So verhalf es uns im weiteren Verlauf des Abends Kontakt zu einer Menge tierliebender Menschen aufzunehmen, welche unsere Mäusewelpen nicht nur schnell als Wühlmäuse identifizierten, sondern uns auch bei den nötigen Erstversorgungsmaßnahmen mit Rat zu Seite standen. Jeder von euch da draußen der also mal das Glück oder Unglück haben sollte, wie ich über kleine hilflose Nagetierbabys zu stolpern, sollte nachfolgendes beachten: Wühlmauswelpen brauchen in der ersten Zeit ganz viel Wärme. Einweghandschuhe und warmes Leitungswasser sind ein schneller und einfacher Weg für die notwendige Erstversorgung. Auch Flüssigkeit und Nahrung sind von großer Bedeutung. Haben wir es bei den kleinen Wühlern noch mit Säuglingen zu tun, ist man mit der passenden Aufzuchtmilch bestens beraten.

Gut zu wissen, Vielen Dank. Nach einer gründlichen Dusche, um uns beide vor einem echt lästigen Milben- und Flohbefall zu bewahren - und ich empfehle jedem aus eigener Ehrfahrung mit Rattenmilben, hier wirklich sehr gründlich vorzugehen- ging die Mäuseversorgung in die nächste Runde. Jetzt mit Handschuhen ausgestattet und wasserverdünnter Sojamilch in einer 1ml Spritze fütterte ich die Kleinen. Zu meiner Freude waren sie alle beide unglaublich hungrig. Zeitgleich halfen uns nun einige Mitglieder der Facebook Gruppe Wildtier-Notfälle über Lukas' Telefon aus, worüber wir in recht flotter Zeit auch eine Päppelstelle vermittelt bekamen. Wahnsinn. Da das Rotlicht viel zu heiß für die kleinen Wühler war, habe ich es dann doch noch vor dem Zubettgehen gegen eine geeignetere Handschuhwärmflasche ausgetauscht.


Übergabe an die Päppelstelle

Auf nach Marburg hieß es also am nähsten Tag. Zwischenzeitlich erhielten die kleinen Wühlmäuse ihre Portion Spritzenmilch sowie eine neue Wärmflasche. Die Babys liebten die Handschuhe und hingen auch gelegentlich nuckelnderweise daran. Welch putziger Anblick. Vor der Abreise wechslete ich noch den Karton, welcher jetzt nur noch mit weichen Papiertüchern versehen wurde. Der Alte erhielt eine ebenso gründlich Behandlung gegen die lästigen Parasiten wie Zimmer, Bettwäsche und Garage. Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme für alle Beteiligten. Glaubt mir.

Bewaffnet mit Flohspray, Handschuhen und 1ml-Spritzen ging es gegen 12:00 Uhr los. Noch ein kurzer Zwischenstopp bei einer nahegelgenen Apotheke, um für die Mäuse ein Spot-on zu besorgen. Leider erfolglos. Hier könnte nur der Tierarzt helfen. Gegen 13:00 Uhr dann endlich die Übergabe an die erfahrenen Päppler. Juhu, endlich geschafft. Hier durften sich die Zwerge glücklicherweise über eine doch recht schnelle Entseuchung freuen. Ade ihr Krabbelviecher. Es folgte die passende Ausfzuchtsmilch und eine Menge professionelle Zuwendung.


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Ein paar Stunden sowie eine Entseuchungswäsche später. Jetzt haben auch die Wühlmauswelpen endlich Ruhe von den lästigen Milben.

Was nun aus der kleinen Wühlern wird verrät uns nur die Zeit. Ich für meinen Teil bin ich sehr froh, dass es genügend hilfreiche Menschen mit Herz gibt, denen man eine Dose Flohspray mitgeben kann. Für uns beide blieb am Ende nur die Desinfektion unseres Autos sowie ein Kleiderwechsel mit nachfolgener gründlicher Dusche. Denn glaubt mir, keiner von uns möchte einen Milbenbefall sein Eigen nennen, aber vielleicht die Chance ergreifen Leben zu retten.



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