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Tigerschnegel: Die Leoparden unter den Schnecken

Aktualisiert: 5. Nov. 2022

Der Tigerschnegel ist eine wahre Schönheit unter den Schnecken. Dabei beeindruckt er nicht nur mit seinem akrobatischen Paarungsspiel, nein, vielmehr sorgt er für Ausgewogenheit in der Nacktschneckenkultur. Er ist ein natürlicher Feind vieler solcher obdachloser Gastropoden, wie man Schnecken auch im Fachschargon nennt. Was können wir als passionierte Gärtner nun also tun? Ganz klar: Schützt, unterstützt und verbreitet die Leopardenschnecke, denn sie ist unser Freund.


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L. maximus ist dämmerungs- und nachtaktiv. Auf seinem Speißeplan stehen tote Pflanzen, Kot, Aas, Pilze aber auch andere Nacktschnecken und ihre Fortpflanzungsprodukte.


Der Tigerschnegel, wissenschaftlich Limax maximus, kann eine stolze Größe von 20 cm erreichen. Mit seiner markanten Färbung fällt er sofort ins Auge, denn er trägt auf seinem grauen, beigen oder braunen Körper die namensgebende Zeichnung aus schwarzen Fleckenreihen und Streifen.


Mitunter verspürt der ein oder andere einen gewissen Eckel oder gar Angst, wenn man an (Nackt-) Schnecken denkt. Viel zu schnell erinnern sie den ein oder anderen Schlangenphobika (übrigens auch Ophidiophobie) an das so verhasste Reptil. Andere jagt es einen Schauer über den Rücken, wenn man den glitschigen, schleimigen Körper sieht oder gar berührt.

Auch wenn Schnecken nicht für alle etwas sind, für meinen Teil kann ich sagen: Sie sind bildschön und beeindruckend!


Dem Tiger unter den Pelz schauen


Die Große Egelschnecke, der Große Schnegel oder ganz schlicht der Tigerschnegel ist ein Kulturfolger, der gerne in oder in der Nähe menschlicher Siedlungen lebt. Hier nennt er Auen, Parks und Gärten sein Zuhause, aber auch in feuchten Kellern und Gebäudeteilen können wir ihn finden. Wie sieht er denn jetzt nun aus? Die Färbung und Musterung ist wie bei echten Raubkatzen variantenreich. Auf zumeist grauen, braunen oder beigen Körpern kann die dunkle Zeichnung gefleckt, gepunktet, gestrichelt oder gezackt ausfallen. Es gibt sogar komplett schwarze, fleckenlose ("Varität unicolor Heynemann") sowie albinotische, weiße Exemplare ("Varität candida Lessona & Pollonera"), welche aber eher selten vorkommen.

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Ein Haufen junger Schnegelchen. Wer kann erahnen mit wieviel Schnecken wir es gerade zu tun haben?


Der Körper des Tigerschnegels ist in Sohle (Unterseite), Kiel (Schwanzende bis 3/4 Körperlänge) und Mantelschild (Kopfende bis 1/3 Körperlänge) gegliedert. Im Mantel eingelagert ist das etwa 13 bis 15 mm lange kalkige Schälchen, ähnlich dem Gehäuse von Gehäuseschnecken. Im Mantelschild finden wir außerdem auf der rechten Seite das Atemloch, auch Pneumostom. Der Schleim hingegen ist farblos und zäh. Limax maximus ist wie alle Schnecken ein waschechter Zwitter, d.h. er hat sowohl einen männlichen als auch einen weiblichen Geschlechtstrakt. Besonders beeindruckend ist sein Paarungsverhalten. Erstmal gefunden verfolgen sich zwei paarungsbereite Tiere, zwischen August und September, über mehere Stunden bis hin zu einem geeigneten Platz -oft eine senkrechte Fläche- wo sie sich dann eng umschlugen an einem bis zu 40 cm langen Schleimfaden abseilen und freihängend paaren. Aufgenommene Spermapakete können über mehere Wochen gespeichert werden. Die erste Eiablage erfolgt Juli/August teilweise auch bis hin in den Oktober, die zweite im Juni/Juli des Folgejahrs. Dabei legt ein ausgewachsener Schnegel pro Legeperiode 100-300 glasklare Eier in zwei bis vier Gelegen. Nach etwa 3-6 Wochen schlüpfen die kleinen Schnegel. Zunächst noch cremefarben, erhalten sie etwa eine Woche später die ersten Streifen und Flecken.


Er hält sich rar


Der Tigerschengel hat nicht die Angewohnheit in größeren Zahlen aufzutreten. Er neigt nicht zu einer großen Populationsdichte oder gar Massenvermehrungen. Oft begegnen uns im Garten nur einzelne Tiere. Woran liegt das eigentlich? Nun zum einen wird der Große Schnegel erst mit rund 1 1/2 Jahren geschlechtsreif. Eine unglaublich lange Zeit, wenn man bedenkt, dass er nur etwa 2 bis 3 Jahre alt wird... .Habt Ihr nun gedacht: Aber er legt doch innerhalb von zwei Perioden 100-300 Eier in zwei bis vier verschiedene Gelege. Hmm... . Tut mir leid Euch zu enttäuschen, aber ein beachtlicher Teil wird das Erwachsenenalter erst gar nicht erreichen. Noch während der Entwicklung im Ei fallen sie Parasiten (Würmer, Milben und Fliegen) und -später nach dem Schlupf- Fressfeinden zum Opfer. Und als wäre das nicht schon genug, beteiligt sich zum ganzen Überdruss auch noch die Witterung bei der Eiervernichtung.

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Schnegelnachwuchs auf einer Salatgurke. Die Winzlinge sind nur ein wenig größer als die Kerne der überreifen Panzerfrucht.

Wieso ist er dann nicht längst schon vom Aussterben bedroht? Weil die Natur schlau ist und lernt. Manche Arten produzieren mehr als genug Nachwuchs, da sie schon von vorn herein miteinzukalkurieren scheinen, dass es ein hohes Maß an organismischen (biotischen) und umweltbedingenten (abiotische) Einflüssen gibt. Ganz gemäß dem Kredo, dort draußen warten auf mich genug verheerende Probleme und Herausforderungen, die mich und meine Fortpflanzung einschränken, deshalb sorge ich schonmal vor. Man produziert im Überschuss, sodass am Ende genug übrig bleibt, um den Bestand stabil zu halten.

Gebt ihm Raum zum Leben

Der Tigerschnegel ist ein beeindruckendes Geschöpf. Als solches übernimmt er eine wichtige Funktion in unseren Gärten, wenn man ihn lässt. Hier zeigt er sich durch seine Vorliebe für absterbendes Pflanzenmaterial, Kot und Aas nicht nur als Putzhilfe und Humuslieferant, sondern schränkt als ein Top-Prädator auch den Bestand andere Nacktschneken ein, indem er Gelge leerräumt und gelegendlich auch mal ein ausgewachses Tier abtötet. Aggressiv gegenüber anderen Schnecken wird er dann vor allem gerne mal während Paarungs- und Eiablagezeiten, wenn so manche unglückseelige Wegschnecke zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Die Leopardenschnecke ist also ein sehr nützlicher Gartenbewohner, der auf keinen Fall bekämpft werden sollte! Lasst sie leben. Siedelt sie lieber an. Bereichert Eure Gärten. Wie das geht? Es gibt Züchter von denen ein jeder seine Portion Gartenhelfer erhalten kann. Wer mag kann sie dann auch gleich selbst vervielfältigen. Hierzu braucht Ihr dann nur ein geeignetes Terrarium und ein paar grundlegende Informationen über die Schnegelhaltung (mehr hierzu: https://www.schnegelfarm.de/). Kinderleicht!


Zum Schluss


Nun da Ihr wahrscheinlich hier unten angekommen seid, hoffe ich Ihr konntet euch einen guten Eindruck machen, von der Raubkatze unter den Schnecken, Pardon, Nacktschnecken. So weiß ein jeder eifriger Leser und Gärtner bei der nächsten Kontrollrunde den Leoparden gut zu erkennen und zu verschonen. Für alle anderen: Im Zweifelsfall, wenn Ihr Euch mal wieder wundern solltet -"Was ist das hier eigentlich für ein besonders großes, ekelhaftes Exemplar?"- haltet kurz inne bevor ihr ihm das selbe Schicksal wie seinen schadhaften Kollegen zu Teil werden lasst. Es könnte, ja ein Tigerschnegel sein.


Der Tigerschnegel im Steckbrief

Stichpunkte

Tigerschnegel Limax maximus

Wild Gardening Awards

Wild Gardening Empfehlung

Nein, bitte nicht entsorgen! Denn die Leopardenschnecke ist, anders wie ihre nackte Verwandtschaft, keine "Schadschnecke". Ganz im Gegenteil. Gepriesen sei dieses schöne Weichtier, das Euch im besten Fall noch unter die Arme greift. Der Tigerschnegel lebt ganz gerne mal räuberisch und ernährt sich von den ungeliebten "obdachlosen Plagegeistern".

Familie

Limacidae (Schnegel)

Aussehen

​Sein grauer Körper mit den typischen dunklen Längsbinden und Fleckenreihen kann eine Länge von bis zu 20 cm erreichen.

Ernährung

Totes Pflanzenmaterial, Pilze sowie andere Nacktschnecken

Lebensweise

​nacht- und dämmerungsaktiv

Fortpflanzung

​Der Tigerschnegel ist ein Zwitter und bekannt für sein prachtvolles Paarungsspiel

Lebensraum

Als Kulturfolger lebt er gern in Siedlungsnähe. Hier nennt er Auen, Parks und Gärten sein Zuhause.

Gefährdung

Laut NABU liegt keine aktuelle Gefährdung vor. Die Bestandsentwicklung ist stabil.

Namen

Leopardenschnecke, Große Egelschnecke, Großer Schnegel

Quellen:


Nellys Tigerschnegel (https://www.schnegelfarm.de)

Matthias Schäfer: Brohmer - Fauna von Deutschland. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim 2006, ISBN 3-494-01409-4.

Klaus Bogon: Landschnecken: Biologie, Ökologie, Biotopschutz. Natur-Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89440-002-1.

Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. Mosaik, München 1990, ISBN 3-570-03414-3 (= Steinbachs Naturführer, Band 10).

Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. Parey, Hamburg / Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8.








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