Himmelblau für Aufgeweckte: Die Wegwarte
- stephaniesiegmund
- 1. Juli 2022
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Juli 2022
Die Wegwarte ist etwas für Kenner: Ihre Blüte strahlt mit dem blauen Himmel um die Wette. Sie hat Geschichte und schreibt Gedichte, wird getrunken und verzehrt, als Heilmittel angewandt - und viel zu oft übersehen...

Zichorium intybus: Das Laub löwenzahnähnlich, die Stängel struppig - aber ihre Blüte strahlt mit dem blauem Himmel um die Wette. Im Allgemeinen gewinnt sie.
Wer die Wegwarte entdecken oder im Wildgarten ankommen lassen möchte, muss auf Zack sein: Ihre magischen Blüten erscheinen zwar von Juni bis spät in den Herbst, aber immer nur bis zum frühen Nachmittag und immer nur für einen Tag. Für Feierabendgärtner blüht sie also nie. Und das Laub der Jungpflanzen werden die meisten nicht so einfach erkennen und lieber schnell entfernen.
Wegwarten pflanzen
Wegwarten kann man ansäen, wenn man ein paar Regeln befolgt: Sie ist Dunkelkeimerin und benötigt Wärme, man sollte also bis Mai warten, nach den Eisheiligen etwa. Das Umsetzen und Pikieren verträgt sie nicht so gut, besser ist die Aussaat an Ort und Stelle. Die Samen sollten etwa 2cm bedeckt werden. Wie bei den meisten Wildpflanzen genügt ein Angießen. Die Pflanzen suchen sich den Zeitpunkt zum Keimen aus. Das kann allerdings dauern.
Ihre Standortansprüche sind nicht sehr hoch, solange sie in der Sonne steht. Überraschender Weise schätzt die Wegwarte Wegränder (um daran zu warten:) Generell mag sie es hell, lehmig, schotterig. Wenn sie erst einmal da ist, samt sie sich gerne aus.

Wegwarten ankommen lassen
Die Wegwarte ist eine ausgezeichnete Lehrpflanze für angehende Wildgärtner. Sei vorsichtig mit dem Herausreißen, sagt sie uns. Den Jungpflanzen sieht man ihre Prominenz nämlich nicht an. Die hellgrünen Blattrosetten sind nicht wirklich unansehnlich, aber erinnern so sehr an eine Art Löwenzahnampfer, dass der Gärtnerinstinkt sofort losschreit: RAUS damit - UNKRAUT!
Und nach dieser ampfrigen Phase entwickelt sich, manchmal erst im nächsten Jahr, ein störrisches Gestrüpp, das ganz ähnliche Reaktionen hervorruft. Wenn die Wegwarte aber mit ihrer Blütenschwemme beginnt, geht das Herz auf.
Vorausgesetzt natürlich, man ist früh genug da am Tag.
Wer sie also ankommen lassen möchte, sollte achtsam sein mit den jungen Pflanzen. Es ist sicher wichtig, zu wissen, welche Pflanzen besser begrenzt werden. Aber ebenso wichtig ist es, einen Goldschatz auch zu erkennen, wenn er schon von selbst als Geschenk im Garten erscheint. Und die Wegwarte ist wahrlich Prominenz mit Goldstatus!

Wegwarte als Jungpflanze ( links), in voller Blüte ( rechts) und abgeblüht, so gegen 15 Uhr ( Mitte). Wer zur falschen Zeit kommt, wird das vermeintliche Gestrüpp womöglich ziemlich unterschätzen.
Alte Wildpflanzen - Prominenz
Die Wegwarte ist schon lange im kollektiven Gedächtnis der Menschen. Legenden und Gedichte zeigen, wie präsent sie immer war. In der Legende war sie ein verwunschenes Mädchen mit blauen Augen, das am Wegesrand trauernd auf den Liebsten wartet. Sie galt als Jägersglück und sorgte für Treffsicherheit, wenn man sie am heiligen Jakob mit einem Goldstück aus der Erde grub. Sie wurde zur Stammmutter von Chicoree, Radicchio und Zuckerhut. Ihre Wurzel wurde zum Zichorienkaffee verarbeitet und ihre Blätter als Spinat verwendet. Sie wurde als Heilpflanze verwendet bei Verdauungsstörungen. Man wählte sie zur Heilpflanze des Jahres in 2020, zum Gemüse des Jahres in 2005 und zur Blume des Jahres in 2009. Für uns wurde sie zur zweiten Pflanze, die im Blog beschrieben wird. Und sie inspirierte Hermann Löns zu seinem bekannten Gedicht "Wegwarte". | Löns, Hermann (1866-1914) Wegwarte Es steht eine Blume, Wo der Wind weht den Staub, Blau ist ihre Blüte, Aber grau ist ihr Laub. Ich stand an dem Wege, Hielt auf meine Hand, Du hast Deine Augen Von mir abgewandt. Jetzt stehst du am Wege, Da wehet der Wind, Deine Augen, die blauen, Vom Staub sind sie blind. Da stehst du und wartest, Daß ich komme daher, Wegewarte, Wegewarte, Du blühst ja nicht mehr. |
Die Wegwarte im Steckbrief
Stichpunkte | Gemeine Wegwarte Cichorium Intybus | Wild Gardening Awards |
Wild Gardening Empfehlung | Wildgarten - Held: Anpflanzen oder willkommen heißen! Blume des Jahres 2009 | |
Familie | Korbblütler Asteraceae | |
Beschreibung | Meist Staude Blütezeit Juni bis September Höhe bis 2m Blüte blau, Stängel hart, Blätter hellgrün Pfahlwurzel | |
Ökologie | Bienen und Wildbienen, andere Insekten | |
Standort-Ansprüche | Ruderalpflanze, Lehm und Schotter, gerne an Wegrändern, hell, trocken | |
Vermehrung | Aussaat oder Selbstaussaat, Dunkelkeimer, benötigt Wärme, Umpflanzen wegen Pfahlwurzel schwierig | |
Essbar oder giftig? | Gemüse des Jahres 2005 Essbar, traditionell als Salat, Stammmutter des Radicchio, Zuckerhuts und des Chicoree, Muckefuck Kaffeeersatz aus der Wurzel | |
Verwendung als Heilpflanze | Heilpflanze des Jahres 2000 Verdauungsanregend, relaxierend Wirkung teils nachgewiesen, teils möglich | |
Begrenzung | Sollte entfallen! | |
Namen | | |
cv
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